TOD EINES STASI-AGENTEN
solide, aber emotional nicht ganz befriedigend

Darum geht es in TOD EINES STASI-AGENTEN
Ein ehemaliger Stasiagent wird tot in einem dänischen Ferienhaus aufgefunden. Der Podcast geht der Frage nach, wie Geheimdienstarbeit im Kleinen funktioniert - schillernd zwischen Ideologie und Hochstapelei.Der Ex-Stasi-Agent Eckardt Nickol hatte viele Frauenbekanntschaften und dementsprechend stehen sie oft im Zentrum dieser Dokumentation. Ausgangspunkt ist der Tod Nickols in einem Ferienhaus an einem Anglersee in Dänemark. Ein Überdosis Insulin lautet die offizielle Todesursache. Der ehemalige Stasimann hatte sich nach der Wende in Dänemark zurückgezogen und versuchte einerseits mit seiner Freundin Eva ein ruhiges Leben zu führen, andererseits behauptete er, wichtige Dokumente zu besitzen, die für fremde Geheimdienste - oder für die Medien - interessant sein könnten.
Für die Journalisten Jessen und Nichelmann beginnt eine Odyssee auf der Suche nach der Wahrheit: War Nickol ein hochrangiger Spion? Oder einfach nur ein Hochstapler, der nach der Wende Kapital aus seinen Geheimdienstaktivitäten schlagen wollte, um irgendwie überleben zu können?
Die Story wird ruhig und mit viel Empathie erzählt. Jede der sechs Folgen spitzt sich auf einen Cliffhanger zu und macht so neugierig auf die nächste Episode. Die Serie ist hochwertig produziert von WDR und DR (Danmarks Radio) und wechselt zwischen ruhigen Interviewsituationen und on location-Aufnahmen. Die vielen Frauen, die die Geheimnistuerei des Ex-Stasiagenten nur teilweise mitkriegen, spielen dabei eine entschiedene und oft überraschende Rolle.
So findet Ragnhild TOD EINES STASI-AGENTEN
Die sechsteilige Serie ist durchaus hörenswert. Sie bietet einen obskuren Einblick in die Welt der Schicksale von Spionen nach der Wende: Was macht man, wenn der Arbeitgeber sich in Luft auflöst? Es werden Freunde und Kollegen von Nickols interviewt, Medienvertreter und Geheimdienstspezialisten. Einerseits ist es dabei nicht immer einfach, die vielen Figuren auseinander zu halten. Andererseits ist es aber auch typisch für den Geheimdienst, dass viele Personen involviert sind und jeder mit jedem irgendwie bekannt oder verfeindet ist. Den Überblick nicht zu verlieren wird zusätzlich erschwert, da die Macher sich entschieden haben, deutsche Voice-Overs über die dänischen Stimmen zu legen – sogar im Fall von der Erzählerin Jessen. Das Ergebnis ist... nicht immer gelungen. Übersetzungen verlieren naturgemäß an Authentizität, was aber dadurch verstärkt wird, dass die meisten Interviews on location, während die Voice Over alle im Studio aufgezeichnet sind. Die Serie verliert dadurch an Lebendigkeit und Emotionalität. Und das ist mein größtes Problem: Ich werde mit diesen Leuten nie warm, obwohl das Storytelling solide ist, der Plot sich sehen lässt und die Produktion aufwendig. Es ist und bleibt ein Problem, wenn mehr Fragen gestellt als Antworten gefunden werden. Dieses Problem kann nur gelöst werden, wenn die Fragen, die gestellt werden, über das Universum des Erzählten hinauswachsen. Dies gelingt TOD EINES STASI-AGENTEN nicht immer und so wirkt die Story trotz der Internationalität zwischendurch seltsam kleinklein. Im Großen und Ganzen hat der Podcast aber seinen wochenlangen 1. Platz in der iTunes-Charts hart erarbeitet und auch verdient.
Fazit und Wertung von: Ragnhild 8
Ein ehemaliger Stasiagent wird 2014 tot in einem dänischen Ferienhaus aufgefunden. Der Podcast geht der Frage nach, wie Geheimdienstarbeit im Kleinen funktioniert - schillernd zwischen Ideologie und Hochstapelei: Was tun, wenn die spektakuläre Vergangenheit vorbei ist? Die Feature-Serie ist solide, aber emotional nicht ganz befriedigend.