RABBIT HOLE
RABBIT HOLE von the NewYorkTimes ist die Geschichte einer Hingabe.

Darum geht es in THE RABBIT HOLE
Zwei New York Times-Journalisten wollen wissen, was das Internet mit uns und was wir mit dem Internet machen. Sie stellen die Frage: Welche unserer Gedanken, Vorlieben und Gewohnheiten sind wirklich unsere ureigenen - und welche werden von Algorithmen festgelegt?
Sie legen los mit der Geschichte von Caleb, einem jungen Typen, der die Schule geschmissen hat und seine ganze Zeit bei YouTube verbringt. Wir reden nicht von 4-5 Stunden am Tag, nein, er ist de facto IMMER, die ganze Zeit auf Youtube. Caleb erzählt, wie der Empfehlungsmechanismus ihn über skurile Umwege mehr und mehr ins Radikale stürzt, in das berühmt-berüchtigte RABBIT HOLE. „Edgyness ist important“, sagt er. Cooles Stuff, nicht zu mainstreamig. Seine Geschichte wird einer komplett anderen Perspektive gegenübergestellt: Die von Guillaume Chaslot, einem ehemaligen Google-Programmierer, der entdeckt hat, dass der Youtube-Empfehlungsalgorithmus sich quassi verselbständigt hat. In Folge vier gehen die Journalisten in die Höhle des Löwens und sprechen mit Susan Wojcicki, CEO von YouTube. Sie wollen wissen, was Google gegen Desinformation und extremen Content unternimmt. Im zweiten Teil des Interviews geht es um das Corona-Virus, ein Thema, bei dem das Videoportal zum ersten Mal einen ganz neuen Weg geht...
Der Traum vom freien Informationsfluss wird ab Folge fünf am Beispiel von PewDiePie erzählt, dem mit über 104 Millionen Followern berühmteste Mensch des Planeten. In Folge Sechs – ab nächste Woche! – gibt es dann das erste Interview mit PewDiePie seit 2014.
Die Länge der insgesamt acht Folgen variieren zwischen 27 und 40 Minuten.
So findet Ragnhild THE RABBIT HOLE
Wenn ein oldschool Medium wie The New York Times sich vornimmt, das Internet „zu verstehen“, ist Vorsicht angebracht. Es ist in etwa so, als ob ein Sozialpädagoge den Drogenrausch seiner Klienten erklärt - high wird man davon nicht. RABBIT HOLE ist ein Vermittlungsversuch. So wird der Rausch der Youtube-Welt zwar beschrieben, emotional erfahrbar wird er dadurch nicht.
Die beiden Journalisten sind angenehm aufgeschlossen und vorurteilsfrei. Und das Sounddesign, das hier näher erklärt wird, tut alles, um dem Hörer das „wirbelnde“ Gefühl eines Strömungskanals zu vermitteln. Aber die Serie kann vor allem damit punkten, sehr prominente Internetgrößen vors Mikro zu kriegen. Das schafft eben nur die NYTimes.
Die Serie profitiert davon, dass das Netz gerade jetzt durch das Corona-Virus eine noch größere Rolle in unseren Leben spielt als je zuvor. Denn das Netz ist im Moment noch mehr unser Fenster in die Welt geworden, die wir weder physisch noch haptisch erleben können. Der Wunsch, die Mechanismen und Spielarten dieses digitalen Filters zu reflektieren, erfüllt RABBIT HOLE auf jeden Fall. (18.05.20)
Fazit und Wertung von: Ragnhild 8
Die digitale Welt mit den Mitteln eines analogen, linearen Mediums erlebbar zu machen, ist eine Herausforderung. RABBIT HOLE von the New York Times ist die Geschichte einer Hingabe. Der Podcast lässt Menschen zu Wort kommen, die sich zu 100% dem Netz widmen; ihr analoges Leben spielt eine sekundäre Rolle. Sie haben alles auf eine Karte gesetzt, sie haben sich quasi infizieren lassen. Das ist ein Stück weit buchstäblich „mind boggling“.