SOMEONE KNOWS SOMETHING
Die menschlichen Schicksale - nicht das Verbrechen - sind entscheidend.

Darum geht es in SOMEONE KNOWS SOMETHING
Der kanadische Host David Ridgen ist eigentlich Dokumentarfilmer, hat aber mit seinem "cold cases"-Podcast SOMEONE KNOWS SOMETHING auch einen Audio-Erfolg vorzuweisen. Die aktuelle vierte Staffel ist womöglich die Spektakulärste: Wayne Greavette wurde 1996 ermordet und zwar von einer als Weihnachtsgeschenk verschleierte Brief-Bombe ... Um endlich Seelenruhe zu finden, blicken seine Frau und beiden Kinder ein letztes Mal auf die Umstände, die zum mysteriösen Tod des Vaters führten. Und die haben es in sich: Ridgen hat bereits 2009 einen Dokumentarfilm über den Mord gedreht und die Reise mit den Familienmitgliedern zurück zum Tatort und die Konfrontation mit Zeugen und Ermittlern ist in der Tat eine emotionale Tour de Force, die ihresgleichen sucht. Ridgen ist ein erfahrener Erzähler, der seine Plotpoints zu setzen weiß. Und er hat mit Diane, der Ehefrau, eine beeindruckend sympathische Protagonistin gefunden. Es geht natürlich um die Aufklärung des bestialischen Mords, aber Ridgen erzählt nebenbei eine bemerkenswerte Geschichte von Verlust, Naivität und Kampf ums Überleben einer Frau. Und in dieser Geschichte findet sich der Hörer wieder. Die vierte Staffel besteht aus 5 Folgen á 40-60 Minuten Länge.So findet Ragnhild SOMEONE KNOWS SOMETHING
"Have a very Merry Christmas and may you never have to buy another flashlight", schreibt der Mörder in dem Begleitbrief zu der Taschenlampe, die Wayne Greavette 1996 einschaltete und somit sein Tod besiegelte. Und zwar im Wohnzimmer auf der Coach neben Frau und Sohn. Nur: Die Greavette-Story ist eben keine Story, sondern real und gemein. Und es ist Ridgens Verdienst, genau dies zu vermitteln. Es ist nicht spannend, es ist schrecklich! Ridgen nutzt das Medium souverän und hat ständig sein Mikro eingeschaltet. Die vielen On-Location-Aufnahmen machen den Podcast sehr hörenswert. Allerdings kann Ridgen wie viele True-Crime-Hosts es nicht lassen, aus emotionalen Höhepunkten noch mehr narratives Kapital zu schlagen – und das nervt! Seine Protagonistin Diane ist so stark, dass Ridgens Kommentare manchmal plump wirken und Diane kleiner machen als sie eigentlich ist. Der dezente Einsatz von Musik ist gekonnt, aber auch dezent manipulativ. Die Gratwanderung zwischen direkter Empathie und emotionaler Manipulation will in diesem Podcast einfach nicht immer gelingen. Aber die Ereignisse und Personen an sich sind so mitreißend, dass sich das Zuhören auf alle Fälle lohnt.Fazit und Wertung von: Ragnhild 8
Nach dem Hören dieses Podcast bin ich echt dankbar über mein eigenes, normales, unaufgeregtes Leben. Denn die emotionale Achterbahn, die Diane Greavette durchlebt, rüttelt am menschlichen Urvertrauen. SOMEONE KNOWS SOMETHING ist weniger Crime und mehr Drama, denn die menschlichen Schicksale - nicht das Verbrechen - sind entscheidend.