HOME OF THE BRAVE
Scott Carier ist ein begnadeter Geschichtenerzähler.

Darum geht es in HOME OF THE BRAVE
HOME OF THE BRAVE ist die sehr persönliche Auseinandersetzung eines Mannes mit seinem Schicksal – dem amerikanischen Leben in all seinen Facetten. Originell, politisch und persönlich.
"Our method is to move toward the scary thing mainly by listening" - so beschrieb Scott Carrier mitten im US-amerikanischen Wahlkampf seine Arbeit...: Er interviewte Trump-Anhänger. HOME OF THE BRAVE besteht aus zutiefst persönlichen Berichten und Reportagen von Scott Carrier, einem ausgezeichneten Radiojournalisten, der das unabhängige Podcasten für sich entdeckt hat. Als Journalist bespielt Scott Carrier das ganze Spektrum amerikanischen Lebens: Er begleitet einen Dolmetscher in Afghanistan (Over there) und Jahre später dessen neues Leben in Mormonen-Staat Utah (Najibullah in America). Er berichtet über seine Kündigung (Working for the friendly man) oder er versucht mit Bruder und Hund die Evolutionsthese zu beweisen, dass der Zweibeiner seine vierbeinige Beute in den weiten Ebenen des Landes niederlaufen konnte (Running after antilope). Oft misslingen seine Vorhaben, aber darum geht es nicht: Scott Carrier ist ein begnadeter Beobachter, der mit leisem Humor das amerikanische Leben ergründet. Er nutzt das Podcastformat, um unabhängig Geschichten erzählen zu können und lebt ausschließlich von den Spenden. So bleibt das Scheitern immer eine tatsächliche Option: Wer außer Scott Carrier lässt sich bei einer Recherche über Amnesie (Searching for Amnesia) hypnotisieren, getrieben von dem Wunsch sein komplettes Leben (oder auch nur 20 Minuten davon) für immer zu vergessen? Scott Carrier ist ein Storyteller, der sein Land liebt, aber nicht versteht. Ein Mensch, der fragt, weil er sich selber verstehen will.
So findet Ragnhild HOME OF THE BRAVE
Ein 13minütiger Monolog über Antikriegsproteste bei einem Parteitag der Republikaner aus dem Jahr 2004 klingt nicht gerade sexy. Aber diese meine erste Begegnung mit HOME OF THE BRAVE hat mich zum Fan gemacht: Ein Reporter unter Drogeneinfluss landet statt auf dem Parteitag in einer New Yorker Kirche, in der junge Republikaner und die Band Kid Rock ihr geliebtes Land exzessiv feiern. In bester New Journalism-Stil nutzt der Reporter Scott Carrier eine rauschende Party, um amerikanische Politik auf den Grund zu gehen (The Rebell Yell): Booom! Es ist nichts Kompliziertes an Scott Carriers Storytelling, vielmehr trifft er mit seiner ruhigen Stimme einen urmenschlichen Nerv, wo das Scheitern als der vielleicht menschlichste Zustand beschrieben wird. Er schafft es Geschichten derart aufzufächern, dass man als Hörer immer wieder über die Vielschichtigkeit überrascht wird. HOME OF THE BRAVE ist für mich das Audio-Pendant zu einem großartigen Romanautor: Nicht das Thema ist entscheidend, sondern die souveräne Art des Erzählens.
Fazit und Wertung von: Ragnhild 10
HOME OF THE BRAVE ist die sehr persönliche Auseinandersetzung eines Mannes mit seinem Schicksal – dem amerikanischen Leben in all seinen Facetten. Scott Carrier ist ein begnadeter Erzähler, der mit schnörkellosem Tiefgang die Welt in sein Shure VP88-Mikro kondensieren kann.