WHERE SHOULD WE BEGIN?
Wer ungern in der Öffentlichkeit weint, sollte diesen Podcast nur zu Hause hören – er ist wortwörtlich zum Heulen gut.

Darum geht es in WHERE SHOULD WE BEGIN?
Auch wer nie Probleme mit der Liebe hatte und rundum glücklich ist, sollte sich ein paar Folgen von WHERE SHOULD WE BEGIN? von und mit der Psychotherapeutin Esther Perel gönnen. Hier sitzt man mit auf der Couch bei einer Therapiesitzung und lauscht den Sorgen und Problemen eines Liebespaars. Esther Perel ist dabei eine sehr außergewöhnliche Therapeutin – sie mischt sich viel ein, bewertet die Aussagen in eigens für den Podcast entwickelten Statements und lacht viel und gerne mit den Paaren über die Kommunikationsstolpersteine einer Liebesbeziehung. Als Therapeutin beschäftigt sie sich insbesondere mit dem Fremdgehen und die Bedeutung, die wir der Untreue zuschreiben. In einem sehr lesenswerten Artikel und Podcast von The Atlantic argumentiert sie für einen differenzierteren Umgang mit Untreue und dessen Ursachen. Ihre feinfühlige und zugleich robuste Art kommt an: Ein TED-Talk mit dem Titel "The secret to desire in a long-term relationsship" hat fast 11 Mill. Zuschauer erreicht. Insofern ist es nur konsequent mit dem aufstrebenden Podcast-Medium die Marke Ester Perel noch bekannter zu machen. Zunächst werden die Staffel nur auf Audible veröffentlicht und erst nach einer Weile allen zugänglich gemacht.So findet Ragnhild WHERE SHOULD WE BEGIN?
Die Grundannahme, die hinter WHERE SHOULD WE BEGIN? steckt, empfinde ich als zutiefst verstörend, aber auch wahr: "The couple today is treated as the central unit of the family. And the only reason the family survives is if the couple is remotely content. Never has this one unit of two had to fill so many expectations. Because, today, we have to give one person what an entire village used to provide – financial and emotional support, companionship, entertainment, friendship, familiarity, mystery, love, sex, the works", sagt Esther Perel – und diese Aussage erklärt, warum ihr Podcast so befriedigend ist. Sie hält den Zerrspiegel unserer Erwartungen vor uns hoch. Dabei sein zu dürfen, während zwei Menschen tastend nach ihrer Wahrheit über sich und ihre Beziehung suchen, ist ein großes Privileg, die Esther Perel mit ihrem Podcast ermöglicht. Und wie der Titel ankündigt, ist jedes Gespräch nur ein Anfang – ein kleiner Schritt, ein kleines Versprechen, dass sich das Zuhören lohnt.Fazit und Wertung von: Ragnhild 9
Wer ungern in der Öffentlichkeit weint, sollte diesen Podcast nur zu Hause hören – er ist wortwörtlich zum Heulen gut. Das genaue Zuhören, das Esther Perel meistert, ist sehr ansteckend und ihre oft überraschenden Schlußfolgerungen haben mich mehrmals umgehauen. Für Liebhaber der TV-Serien In Treatment oder The Affair (beide übrigens von Hagai Levi erfunden) ist WHERE SHOULD WE BEGIN? ein Muss.