THE HEART
THE HEART berührt – mit großartigem Storytelling und detailverliebter Produktion.

Darum geht es in THE HEART
THE HEART ist ein Storytelling-Podcast, der große und kleine Geschichten von sexueller Identität und menschlichem Zusammenleben erzählt: Wie uns der Exfreund wie ein Geist verfolgt und wie wir ihn loswerden, warum wir unseren Körper mit gesellschaftlichen Vorstellungen abgleichen und wie die beste Freundin in Teenagerjahren uns beim heimlichen Rauchen in der Schulpause total in ihren Bann zieht.
In insgesamt neun Staffeln erzählen verschiedene Protagonisten ihre Geschichten – und zwar selbst und nicht nachgesprochen von Creator und Host Kaitlin Prest. Da ist Samara, die anfängt Kelsey zu daten, als ihr Vater im Sterben liegt; Allen, der durch Meditation seine sexuelle Identität erkundet und Sophie, die zum ersten Mal nach dem Tod ihres Mannes wieder datet – jemanden, der absolut nicht zu ihr passt.
Jede Folge von THE HEART ist – mit ein paar wenigen Ausnahmen – eine in sich geschlossene Geschichte. Die verschiedenen Staffeln laufen aber jeweils unter einer Überschrift, zum Beispiel Bodies, Diaries, Ghost. In der Staffel Bodies gibt es dann vier Folgen, in der vier verschiedene Protagonist*innen über ihren Körper erzählen: Über den Wunsch nach großen Brüsten, über Fett und Probleme beim Penetrationssex. Die Folgen sind jeweils etwa 20 bis 40 Minuten lang und sind klanglich an das jeweilige Thema angepasst. Geht es um Meditation, hören wir spirituelle Klänge neben den Erzählungen des Protagonisten. Manche Folgen klingen daher ziemlich nach Hörspiel.
So findet Franziska THE HEART
THE HEART ist ein mit viel Liebe und Ideenreichtum gemachter Podcast. Die Geschichten der Protagonisten reißen mich als Hörerin mit. Sie sind feinfühlig erzählt und dramaturgisch toll aufgebaut.
In der Staffel Silent Evidence komme ich zum Beispiel der Protagonistin Tennessee Watson sehr nahe. Sie versucht ihren ehemaligen Turnlehrer zu belangen, der sie als junges Mädchen sexuell missbraucht hatte. In vier Folgen erlebe ich Vergangenheit, Tennesses persönlichen Kampf, den Missbrauch zu verarbeiten und Treffen mit dem Turnlehrer Jahre später mit. Ich fühle mich so mit Tennessee verbunden, dass ich nach jeder Folge unbedingt wissen will, wie es weitergeht.
Mir gefällt außerdem die Idee, verschiedene Staffeln zu einem Überthema zu produzieren, die dann – wenig formatiert – auch nur mal drei Folgen lang sein können. Oder eben auch viel länger.
Die Macher von THE HEART sind aber nicht nur inhaltlich auf Zack: Sie bereichern immer Geschichten mit auf die story angepassten Klängen. Außerdem finde ich es erstaunlich, wie sie es hinbekommen, auch Hörfunk-Laien so toll ins Mikro erzählen zu lassen, dass eine dichte, mitreißende Dramaturgie entsteht.
Fazit und Wertung von: Franziska 9
THE HEART berührt – mit großartigem Storytelling und detailverliebter Produktion. Egal ob ich Sophie dabei begleite, wie sie das erste Mal nach dem Tod ihres Mannes wieder datet oder Tennessee, die den sexuellen Missbrauch im Kindesalter nicht mehr länger stumm hinnehmen will – im Podcast erzählen Menschen von ihren bewegenden Geschichten und nehmen mich total mit. Tolles Storytelling, tolle Protagonisten, tolle Produktion!