S-TOWN
S-TOWN ist ganz große Erzählkunst.

Darum geht es in S-TOWN
Im Herbst des Jahres 2012 bekommt der Reporter Brian Reed eine E-Mail mit dem Betreff: John B McLemore lives in Shittown, Alabama. Reed arbeitet für die Public Radio Show This American Life, genau wie Sarah König („Serial“) und andere US-Podcast-Größen (die auch im Impressum des Podcasts auftauchen). Neugierig geworden, ruft er John B McLemore an - und schneidet das Gespräch direkt mit. McLemore versucht ihm klarzumachen, dass in Woodstock, Alabama - oder wie er es nennt, „S(hit)-town“ - ein Verbrechen geschehen ist. Er macht es dringend: Der Public-Radio-Reporter soll herkommen und den Mord aufdecken.
Wer jetzt noch glaubt, dass der Plot so ähnlich klingt wie bei Serial, liegt ganz falsch, denn es geht sehr schnell um was ganz anderes: schräge Südstaaten-Charaktere, Kleinstadt-Gerüchte, einen Todesfall, der kein Mord ist, die Kunst der Uhrmacherei, eine Schatzsuche und in erster Linie um die schillernde, verrückte, zwiespältige Persönlichkeit des John B McLemore. Mittendrin Brian Reed, der investigativ zahllose Spuren verfolgt, einfühlsame Interviews führt - und sich zwar emotional auf jede Geschichte einlässt, dennoch versucht, nicht parteiisch zu werden.
So findet Susanne S-TOWN
Als Fan von This American Life bin ich an diesem Podcast nicht vorbei gekommen. Wochenlang haben Ira Glass und Sarah Koenig angepriesen, was für ein Meisterwerk S-TOWN sei. Der Podcast sei ein vielschichtiger Roman, aus Gesprächen mit Charakteren aus dem echten Leben zusammenmontiert – ganz große Kunst und tausendmal besser als Serial.Und es stimmt - Brian Reed verdient für diese Meisterleistung 15 Sterne. Allerdings gehört S-TOWN trotzdem nicht zu meinen absoluten Lieblings-Podcasts. Bei der ersten Folge bin ich eigentlich nur drangeblieben, weil Sarah Koenig mit ihrem guten Namen gebürgt hat und der Podcast dadurch ein Serial-Gütesiegel trägt. Ansonsten hört man erstmal gefühlt 25 Minuten dem Monolog eines durchgeknallten Anrufers zu, der durch seinen Südstaaten-Slang auch noch schwer zu verstehen ist. Bei jeder Lateline hätte ich bei dem Typ längst abgeschaltet. Ich hab weitergehört und dann die 7 Folgen auch fast am Stück durchgehört, weil die Geschichte spannend, mit vielen unerwarteten Wendungen und atemberaubenden Cliffhangern erzählt ist. Es gibt keine „Auflösung“ am Ende – das ich mir auch direkt dreimal hintereinander anhören musste. Genial und gleichzeitig extrem berührend und auch ganz schön schwer manchmal. Es ist reine Geschmackssache, dass ich mich von anderen Geschichten besser unterhalten fühle.
Fazit und Wertung von: Susanne 7
S-TOWN ist ganz große Erzählkunst und setzt nach Serial schon wieder völlig neue Maßstäbe für Podcasts. Ein Reporter reist in ein Kaff in Alabama, um die Hintergründe eines Mordes zu recherchieren. Was sich dann auftut, sind Intrigen, menschliche Abgründe, verbale Grabenkämpfe von Hinterwäldlern und Kleinstadtgenies, Tragik, Liebe und nerdige Spezialtätigkeiten rund um die Horologie. Ein Muss für alle This American Life und Serial-Fans. Und für alle anderen auch.