MISSING RICHARD SIMMONS
Klein, sympathisch, unterhaltsam, schräg.

Darum geht es in Missing Richard Simmons
In den U.S.A. kennt ihn jeder, bei uns ist er nahezu unbekannt: Richard Simmons. Er war mehrere Jahrzehnte lang der amerikanische Fitness- und Diät-Guru. So eine Art männlicher Jane Fonda. Dazu arbeitete er als Schauspieler und Comedian, hatte zwischenzeitlich eine eigene TV-Talk-Show und wurde 43 Mal bei David Letterman eingeladen. In seinen Fitnesskursen zieht er gerne mal Frauenkleider an.
Doch Simmons ist nicht nur ein exzentrischer Fitness-Entertainer, er ist auch ein cleverer Unternehmer und Multimillionär. Und er ist jemand, der anderen geholfen hat, ihr Gewicht massiv zu reduzieren und dadurch mitunter auch ihr Leben zu verändern. Dafür lieben ihn bis heute viele Menschen. Im Februar 2014 verschwindet die Fitnesslegende plötzlich aus der Öffentlichkeit. Einfach so. Keine Vorwarnung, kein Abschied, nichts. Richard ist von einem Tag auf den anderen weg. Selbst enge Freunde wissen nicht, was los ist.
Hier kommt Dan Taberski ins Spiel. Er lernte Simmons durch einen Fitnesskurs kennen und freundete sich mit ihm an. Taberski ist von Richards unerklärtem Abgang ebenso überrascht wie viele andere und macht sich in MISSING RICHARD SIMMONS auf die Suche nach der TV-Legende. Er befragt Freunde, Familie und Fans und bringt viele Töne und Statements aus Simmons Karriere mit.
Das Format wird im Frühjahr 2017 die Podcast-Überraschung in den Staaten und steht dort vier Wochen an der Spitze der iTunes-Charts.
So findet Clemens Missing Richard Simmons
Ein amerikanischer Fitness-Guru geht in Rente und sagt niemandem Bescheid. Klingt langweilig, ist es aber nicht! Das Rätselraten made in Hollywood ist unterhaltsam bis reißerisch und gespickt mit skurrilen Interviewpartnern wie dem verstoßenen Intimfreund, der wilde Theorien über die Haushälterin spinnt. Dabei weiß Dan Taberski – im Hauptberuf Filmemacher - wie man Geschichten erzählt. Er beginnt seine Episoden mit einer knackigen Vorschau, arbeitet mit vielen O-Tönen, zeichnet kleine und große Spannungsbögen und setzt mit einem fröhlich, treibenden Soundtrack die Grundstimmung für die Produktion. Eher am Rande bekommt man ungewöhnliche Einblicke in das übergewichtige Amerika. Das sehr dicke Menschen gemeinsam auf Diät-Kreuzfahrten gehen, war mir zumindest neu. Trotzdem: Wer hier allzu tiefgründiges wie in S-Town erwartet, wird enttäuscht. Das verspricht Taberski auch nie.
Die New York Times nennt den Podcast „moralisch verdächtig“ und meint, Taberski habe kein Recht, Simmons nachzuspionieren. Als er in der letzten Folge darauf angesprochen wird, duckt er sich vor einer echten Antwort weg. Das ist schwach, aber verzeihbar. Denn Dan Taberski agiert durchgehend fair und freundlich. Er bricht er nirgendwo ein, nimmt niemanden ins Kreuzverhör und verhält sich angemessen harmlos. Im Vergleich dazu dürften eingefleischte Simmons-Fans deutlich aufdringlicher sein.
Fazit und Wertung von: Clemens 7
Warum sollte man der Spurensuche nach einem amerikanischen Fitness-Idol der 80er und 90er Jahre folgen? Weil sie sympathisch erzählt und handwerklich grundsolide gebaut ist – inklusive starken Cliffhangern und interessanten Charakteren. Wer das Hollywood-Drama nicht zu ernst nimmt, hört eine Liebeserklärung an eine amerikanische Fitnesslegende in 6, jeweils halbstündigen Folgen. Klein, sympathisch, unterhaltsam, schräg.