HALBE KATOFFL
Seit Langem das Beste, was ich zum Thema Menschen mit Migrationshintergrund gehört habe.

Darum geht es in HALBE KATOFFL
Frank Joung ist eine HALBE KATOFFL. Seine Eltern stammen aus Südkorea, er wurde in Deutschland geboren – damit fühlt er sich als irgend etwas zwischen Deutscher (= ganze Kartoffel) und Asiate. In seinem Podcast interviewt der Berliner Journalist Gäste, auf die diese Bezeichnung auch zutrifft: Deutsche mit nichtdeutschen Wurzeln. Klar geht es dabei um Themen wie Integration, Identität und Stereotypisierungen, aber auch um Eigenheiten der jeweiligen Kultur, Sport, Musik, Essen und immer um die persönlichen Geschichten. Anna aus der Ukraine zum Beispiel erzählt vom jüdischen Tindern und die Integration durch Jack Wolfskin Jacken. Namri Dagyab spricht über seine tibetischen Wurzeln und warum er keine traditionellen Tsamba-Brei-Kugeln mag. Das Mutter-Tochter-Gespann Sondi und Joyce sinniert darüber, ob sie sich nun als schwarz oder farbig bezeichnen würden und wie die DDR-Biografie von Mutter Sondi ihre Geschichte geprägt hat. Am Anfang jeder Folge macht Frank die Passkontrolle - ein guter Einstieg, um herauszubekommen, wie die Gesprächspartner oder deren Eltern nach Deutschland (und an den deutschen Pass) gekommen sind und wie sie über ihre nichtdeutschen Wurzeln denken. Ein weiteres festes Element ist der Klischee-Check, bei dem Frank eine von ihm erstellte Liste über das Herkunftsland abfragt. Der Podcast ist einer von zehn europaweit ausgewählten journalistischen Projekten, die vom Div-A – Diversity Accelerator, einem Mentoren-Programm des Europäischen Rats für mehr Vielfalt in den Medien, gefördert werden.
So findet Susanne HALBE KATOFFL
Aus meiner Sicht seit Langem das Beste, was ich zum Thema Menschen mit Migrationshintergrund gehört habe. Frank lässt sehr viel von sich persönlich einfließen – er erzählt zum Beispiel, warum seine südkoreanischen Eltern ihm einen so durchschnittlich deutschen Namen gegeben haben, wie er einmal Bier probiert und wegen des Asiaten-Gens überhaupt nicht vertragen hat, wie die Reaktion in den Schulen, in denen er als Gastdozent eingeladen war, auf sein asiatisches Aussehen war. Er und seine Gesprächspartner lassen mich ganze Kartoffel tief in ihr Inneres blicken und verstehen, warum es elementar ist, dass an wichtigen Schlüsselpositionen Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten, um anderen ein Vorbild zu sein.
Jede der bisher neun vorgestellten halben Katoffln war mir außerdem grundsympathisch und hatte eine spannende persönliche Geschichte. Franks Interviewstil gefällt mir gut, es gelingt ihm, eine angenehm lockere Stimmung zu schaffen, gleichzeitig aber auch mit seinem Gast über ernste Themen wie Flucht, Integration und der persönlichen Empfindung von Heimat und Zugehörigkeit zu sprechen.Fazit und Wertung von: Susanne 9
Ein Hoch auf die halben Katoffln, die unsere Kultur bereichern. Es macht Spaß, zuzuhören und komplett ohne erhobenen Zeigefinger Neues über unterschiedlichste Identitäten und Lebensweisen zu lernen. Oder, wie Studiogast Van Bo Le-Menzel meint „Ich mag Schubladen, ich bin ja schließlich Architekt. Aber es darf nicht vermittelt werden, dass eine Schublade höher wertig ist als die andere“. Einzig ein Stern Abzug dafür, dass die Folgen (bisher) keine Regelmäßigkeit haben.