EINFACH MACHEN
Gute Idee, starker Protagonist und schöne Erzählweise!

Darum geht es in EINFACH MACHEN
Marcel ist ein nicht ganz so typischer Mittzwanziger: Er hat studiert, als Nebenjob im Schlaflabor gearbeitet und sogar ein Start-up gegründet, das er auch noch erfolgreich verkauft hat. Kurz gesagt: Neidlevel 3000! Doch Marcel sieht das anders. Wie so viele andere stellt er sich in diesen Zeiten, wo uns eigentlich alle Möglichkeiten offen stehen, die Frage: Mache ich eigentlich wirklich das, was ich auch machen will? Wieder sehr untypisch beantwortet Marcel diese Frage mit „Nein“, kündigt Job und Wohnung und fliegt nach L.A., um sein Traum wahr zu machen: Schauspieler zu sein. Genau hier setzt EINFACH MACHEN ein. Wir begleiten Marcel bei den Vorsprechen an Schauspielschulen, Castings, Unterhaltungen mit anderen Wanne-Be-Schauspielern und vor allen bei den Momenten voller Frust, in denen Marcel abends auf dem Bett einfach wieder alles hinschmeißen will. Außerdem nutzt Marcel seine Doppelrolle als Protagonist und Reporter des Formats, um Interviews mit den wichtigen Playern im L.A. Schauspielbusiness zu führen. Ganz cleverer Trick, denn so bekommen wir einen besseren Einblick hinter die Kulissen und Marcel bekommt bessere Kontakte als jeder 08/15-Schauspielanwärter. Wodurch wir wiederum mehr Emotionen („Alter! Für diese geile Chance würden andere töten. Und ich habe im Interview einfach gefragt ob ich mitmachen darf! Geile Scheiße! Jetzt bin ich hier!“) und Erlebnisse von Marcel in der Schauspielwelt bekommen. Also eine Win-Win-Situation. Gute Idee, starker Protagonist und schöne Erzählweise!
So findet Johannes EINFACH MACHEN
Der Grundgedanke spricht uns doch sofort alle an: Jeder hat diesen Traum, den man noch nie richtig angegangen ist. Bei dem man noch nie einfach gemacht hat. Mich hat der Gedanke zumindest sofort in den Podcast reingezogen. Dazu nutzen die Macher wirklich alle Ebenen der Podcast-Produktion. EINFACH MACHEN ist hochprofessionell produziert: Die wichtigsten Stellen werden mit Musik, Sounds und Effekten noch mal hervorgehoben. Alles andere wäre aber auch für ein Podcast, der die Studios und Manpower des Bayrischen Rundfunks nutzt, enttäuschend. In der Erzählweise haben Anna und Christian auch das Storytelling der amerikanischen Podcast-Produzenten wirklich verstanden: EINFACH MACHEN springt da, wo es nötig ist, in der Chronologie hin und her, um die Gefühle und Gedanken von Marcel deutlich erlebbar zu machen. Es werden Szenen von Marcels Reportagen mit Interviewschnipsel gemischt und dazwischen schalten sich Anna und Christian mit ihren Einschätzungen, Emotionen oder Informationen, um die Story weiter voranzutreiben. Das ist mal bissig, lustig, informativ oder auch emotional! So kommen wir als Hörer Marcel und seinen Erfahrungen ganz nah.
Das mir die Hosts Anna und Christian dann doch manchmal zu erzwungen spontan wirken ist sicherlich Geschmackssache und auch zu verkraften. Viel wichtiger: Beide Hosts reden zu mir – und dozieren nicht, wie ich es oft in deutschen Radiofeatures höre. Dafür ein dickes Danke!
Fazit und Wertung von: Johannes 8
Gute Idee, starker Protagonist und schöne Erzählweise! EINFACH MACHEN zeigt wie einfach ein Neuanfang sein kann – und wie schwer es ist, diesen wirklich durchzuziehen. Das alles im dynamischen Stilmittel-Mix. EINFACH MACHEN ist launig, aber leider nicht 100%ig süchtig machend! Dafür gab es dann doch auch dramaturgische Durststrecken und manchmal war mir Marcel zu naiv und unvorbereitet. Das mag gut für Formate wie Goodbye Deutschland sein – hier hat es mich gestört. Trotzdem: Hörempfehlung!